Heuernte

Die Landwirte nutzen die sonnige und trockene Witterung derzeit, um die Heuernte einzubringen. Es wird ihnen gelingen, die erste große Ration des Winterfutters, ohne dass einen Regenguss die Qualität mindert, trocken und dürr in die Heuschober zu holen. In diesem Jahr sind dank des vergleichsweise feuchten Frühjahrs die Aufwuchsmenge und die Futterqualität gut.

Es ist schon erstaunlich, dass die Wiesenpflanzen die rabiate Behandlung mitmachen. Mit einem Schnitt werden Gräsern und Kräutern die oberirdischen Triebe, die sie erst wenige Wochen zuvor hervorgebracht haben, genommen. Sie müssen ihre Reserven mobilisieren und erneut aus Wurzeln und tiefliegenden Knospen austreiben, um wieder ans Licht zu gelangen und über die Photosynthese ihren Körper aufzubauen. Da es die Wiesennutzung schon seit Jahrhunderten gibt, haben sich die Arten an den Rhythmus angepasst. Dennoch trifft sie der Heuschnitt schwer. Sie wachsen zwar wieder auf, kommen aber wegen der im Juli zurückgehenden Tageslänge kaum zum Blühen oder gar zur Ausbildung von Samen, bevor der zweite Schnitt zum Öhmd sie wieder der grünen Pflanzenteile beraubt. Manche Arten sind vor dem ersten Schnitt nicht vertreten, sondern entwickeln sich erst im zweiten Aufwuchs und blühen dann (z. B. der Bärenklau).

Damit die Pflanzen auf den Wiesen dauerhaft überleben können, müssen sie alle paar Jahre zur Blüte und zur Samenreife kommen. In früh gemähten Wiesen ist das langfristige Überleben für viele Arten ein großes Problem. Unglücklicherweise ist die beste Heuqualität zur Blütezeit der Gräser – jetzt in diesen Tagen – erreicht. Danach verholzen die Stängel, Blütenstiele und Grashalme. Dabei erniedrigt sich die Verdaulichkeit, die für die Rinder und eine lohnende Produktion von Milch und Fleisch entscheidend ist.

Ebenso erstaunlich ist es, dass es so viele Arten sind, die den mehrfachen Schnitt im Jahr mitmachen. Und zusammen auch noch ein nahr- und schmackhaftes Futter ergeben. Generell kann man sagen, je öfter eine Wiese geschnitten wird, desto weniger Arten enthält sie. Ein- oder nur zweimal gemähte, arten- und blütenreiche, „magere“ Wiesen gibt es nur, wenn sie speziell gepflegt und vom Staat in ihrer Nutzung bezuschusst werden. Dreischürige Wiesen, die im Schwarzwald das Übliche sind, können bis zu 30 Arten enthalten. Bei häufigerem Wiesenschnitt sinkt die Artenzahl schnell ab, vor allem die blühenden Kräuter verschwinden.

Ganz häufig gemähtes Grünland ist sehr artenarm. Nur wenige, besonders gezüchtete und eingesäte Gräser und Leguminosen (eiweißreiche Schmetterlingsblütler) machen die intensive Nutzung mit. Das abgeschnittene Material wird nur angedörrt und halb nass in die Silageballen eingewickelt, worin es sich über eine sauerstofffreie Milchsäuregärung in eine Art „Sauerkraut für Rinder“ verwandelt.

Schwarzwaldverein 31.5.202